Vorbeugen ist besser als heilen. Daher hat der Begriff „Ergonomie“ inzwischen in fast allen Bereichen der Arbeitswelt Einzug gehalten. Seine Relevanz ist durch zahlreiche Untersuchungen belegt worden. Ein unergonomischer Büroarbeitsplatz beispielsweise und die damit verbundenen Folgen stellen ein oft verkanntes Risiko für die Gesundheit dar.
Doch wie sitzt man richtig bzw. so, dass die Gesundheit nicht beeinträchtigt wird? Auf diese Fragen wollen wir nachfolgend etwas näher eingehen.
Was ist Ergonomie?
Das Thema Ergonomie hat in den letzten Jahren in vielen Lebensbereichen an Bedeutung gewonnen, besonders wichtig ist es jedoch für die Gestaltung von Arbeitsplätzen. Schließlich verbringen wir einen Großteil unseres Lebens am Arbeitsplatz, viele von uns am Schreibtisch im Büro.
Als ein wichtiger Zweig der Arbeitswissenschaft beschäftigt sich die Ergonomie mit dem Verhältnis von Mensch, Arbeit und Technik. Teil ihrer Zielsetzung ist es, eine optimierte und somit gesundheitsfördernde Arbeitsumgebung zu schaffen, die den jeweiligen Menschen als Ausgangspunkt wählt.
Das Maß aller Dinge ist der Mensch selber. Bei der Betrachtung der Faktoren Arbeitsplatz, Tätigkeit an diesem und dem individuellen Bewegungsbedürfnis eines bestimmten Menschen wird deutlich, dass jeder Mensch eine andere Arbeitsumgebung braucht, damit das Arbeiten beschwerdefrei und ohne gesundheitliche Einschränkung möglich ist. Dies gilt besonders für das Sitzen.
Richtig sitzen – das gibt es zu beachten!
Wenn man den ganzen Tag am Schreibtisch sitzt, verschlechtert sich oft die Körperhaltung, weil man sich beugt und zusammensackt, um sich wohler zu fühlen. Doch eine falsche Sitzhaltung kann sich langfristig negativ auswirken. Nachfolgend einige Tipps für eine korrekte Sitzhaltung:
- Die Füße sollten flach auf dem Boden stehen.
- Zwischen den Kniekehlen und der Vorderkante des Stuhls sollte Platz für eine geballte Faust sein
- Beine und Arme sollten sich in einem 90º-Winkel befinden
- Der Schreibtisch sollte zwei bis drei Zentimeter höher sein als Ihr Ellenbogen, wenn Sie mit der Seite zum Tisch stehen und der Arm einen 90º-Winkel bildet. Achten Sie darauf, dass Sie Ihre Schultern beim Messen entspannen.
- Wenn Ihr Stuhl eine Armlehne hat, sollten Sie diese nicht benutzen, es sei denn, Sie sitzen in einem 90º-Winkel. Andernfalls besteht die Gefahr, dass Sie sich auf der Armlehne abstützen.
Achten Sie generell darauf, dass Sie Ihre Position von Zeit zu Zeit ändern. Gehen Sie kurz spazieren oder machen Sie Dehnungsübungen, wenn Sie längere Zeit auf dem Bürostuhl sitzen.
Dynamisches Sitzen – was versteht man darunter?
Wir wissen nun also: Ein ergonomischer Arbeitsplatz passt sich dem Menschen, seinen Aufgaben und dem Bedürfnis nach Bewegung an und nicht andersherum – wie es bei vielen Menschen der Fall ist.
Und genau hier kommt das sogenannte „dynamische Sitzen“ ins Spiel. „Dynamisch“ bedeutet hierbei, dass die Körperhaltung häufiger geändert bzw. angepasst wird, so dass Sie dadurch immer wieder andere Muskelgruppen belasten. Allerdings beschränkt sich das Ganze heute nicht mehr nur auf das Sitzen, sondern bezieht auch andere Körperhaltungen – insbesondere das Stehen – mit ein.
Folgende Kriterien sind für eine dynamisch-ergonomische Büroarbeitsumgebung besonders wichtig:
- Die Arbeitsumgebung ermöglicht eine aufrechte und abwechselnd stehende bzw. sitzende Position. Eine Steh-Sitz-Abwechslung lässt sich beispielsweise durch höhenverstellbare Tische erreichen.
- Die Sitz- sowie Tischhöhe sind der Körpergröße und Beinlänge des Arbeitsplatznutzers angepasst.
- Die Arbeitsutensilien und Eingabegeräte lagern im natürlichen Greifraum und möglichst nicht einseitig rechts oder links.
Eine gute Möglichkeit, für Abwechslung zu sorgen, ist das Aufstehen, wenn Sie telefonieren. Wann immer es möglich ist, sollten Sie zudem in regelmäßigen Abständen einige Dehnübungen machen.
Häufige Probleme bei falschem Sitzen
Zu den häufigsten Beschwerden bei falschem Sitzen zählen Schmerzen im Rücken oder im Nackenbereich sowie der „Mausarm“ – auch als „Repetitive Strain Injury“ (RSI-Syndrom) bekannt. Diese Probleme sind oft eine Folge von stundenlanger starrer Haltung und einseitigen Bewegungsabläufen in einer unergonomischen Arbeitsumgebung. So stellen Rückenerkrankungen nach einer Untersuchung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin einen der häufigsten Gründe für Krankmeldungen und Arbeitsunfähigkeit dar.
So stellen Sie Ihren Bürostuhl richtig ein
Um die richtige Sitzposition einzunehmen, sollten Sie die Sitzhöhe und -tiefe Ihres Stuhls einstellen können. Außerdem sollten Sie die Rückenlehne so einstellen können, dass sich der Stuhl an Ihre Körpergröße und die Krümmung Ihres Rückens anpasst. Die Rückenlehne sollte den unteren Rücken stützen und nicht höher als die Schulterblätter sein. Die untere Rückenstütze sollte sich auf Gürtelhöhe befinden, damit der Rücken gerade bleibt.
Die richtige Wahl für Schreibtisch & Stuhl
Eine korrekte Sitzposition hängt insbesondere von der Wahl des Bürostuhls ab, aber auch vom Schreibtisch. Generell gilt: Je mehr Einstellmöglichkeiten zur Verfügung stehen, desto besser. Der Stuhl sollte mit mindestens fünf Rollen ausgestattet sein, damit Sie stabil sitzen und sich leicht über den Boden bewegen können. Um sich noch besser bewegen zu können, ist eine Stuhlmatte sehr zu empfehlen. Sie verhindert auch Kratzer auf dem Boden.
Der gewählte Schreibtisch sollte unbedingt höhenverstellbar sein. So lässt er sich optimal an die Stuhlhöhe und die ergonomisch perfekte Sitzposition anpassen. Im Handel gibt es manuell und elektrisch höhenverstellbare Schreibtische.
Fazit
Ergonomisches Sitzen trägt entscheidend zur langfristigen Gesundheit aller Menschen bei, die insbesondere im Beruf täglich viele Stunden am Schreibtisch sitzen müssen. Mit einfachen Maßnahmen lässt sich hier bereits viel erreichen, die Krönung stellen jedoch höhenverstellbare Schreibtische und Stühle dar.
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